Gelten die 10 Gebote für mich?

Frage: Gelten die 10 Gebote für mich?

Kurze Antwort: Einige der 10 Gebote können auch heute noch gelten. Die meisten haben in der unserer Zeit keine oder keine große Bedeutung mehr.

Ausführliche Antwort: Die Bibel ist das Buch der Christen. Die Christen glauben, dass alles, was in der Bibel steht, Gott den Menschen gesagt hat. In Wirklichkeit haben sich natürlich Menschen alles ausgedacht, was in der Bibel steht.

Im Märchen von den 10 Geboten steht, dass Gott vor sehr langer Zeit diese 10 Gebote einem Mann namens Moses gesagt hat. Das haben sich die Menschen ausgedacht, weil sie damit zeigen wollten, wie wichtig diese Gebote sind.

Wenn wirklich Gott sie den Menschen gesagt hätte, wären sie ja viel wichtiger gewesen als zum Beispiel die Gesetze, die sich die Menschen selbst ausgedacht haben. Moses hat diese Gebote dann an die Juden weitergegeben, denn sie waren nur für die Juden bestimmt.

In Wirklichkeit haben sich aber auch die 10 Gebote nur Menschen ausgedacht, weil noch niemals ein Gott mit den Menschen gesprochen hat.

Dieses Märchen von den 10 Geboten ist schon sehr, sehr alt. Es stammt wahrscheinlich aus der Bronzezeit, also kurz nach der Steinzeit.

Damals wussten die Leute noch viel weniger als heute. Auf der Erde lebten damals noch viel viel weniger Menschen als heute. Deshalb war es auch überhaupt nicht schlimm, wenn sich verschiedene Gruppen verschiedene Götter ausdachten, solange sich die Anhänger der verschiedenen Götter nicht in die Quere kamen.

Zu dieser Zeit war vieles noch nicht so, wie wir es heute kennen. Das erkennt man schnell, wenn man sich die Märchen und Legenden aus dieser Zeit durchliest. Für die Menschen damals waren noch andere Sachen wichtig als für uns heute.

10 Gebote: Worum geht es?

In den ersten beiden Geboten geht es nur darum, dass die Menschen nur an den einen Gott glauben dürfen. Sie dürfen sich auf keinen Fall andere Götter ausdenken. Das war den Menschen damals am wichtigsten. Denn nur, wenn die Leute an den Gott glauben, kann man von ihnen verlangen, dass sie sich auch an seine Gesetze halten.

Schon in diesem ersten Teil der Gebote steht, dass Gott kein lieber Gott, sondern ein sehr böser Gott ist. Er droht an, dass er alle, die nicht an ihn glauben, umbringt. Sogar die Kinder und Enkel von den Menschen, die nicht an ihn glauben, bringt er um.

In Wirklichkeit ist Gott natürlich nicht lieb und auch nicht böse, weil Gott ja nur eine Erfindung von Menschen ist.

Im dritten Gebot steht, dass man an einem Tag in der Woche nicht arbeiten darf:

  • Du sollst den Tag des Herrn heiligen.

Bis heute gibt es Menschen, die deshalb an einem Tag in der Woche nichtmal das Licht einschalten, weil elektrischer Strom ja auch irgendwie „Arbeit“ ist. Im Gebot steht auch, für wen es gilt:

  • „Dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Statbereichen Wohnrecht hat.“

Damals war es also noch ganz normal, dass man Sklaven hatte. Es ist ja sicher sinnvoll, wenigstens an einem Tag in der Woche nicht zu arbeiten, sondern sich zu erholen. Deshalb ist dieser Ruhetag nicht der „Tag des Herren“, sondern der „Tag des Menschen.“

Weiter gehts mit diesem Gebot:

  • Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.

Es sollte selbsbtverständlich sein, dass man Vater und Mutter ehrt. Aber nicht, damit man selbst lange lebt, sondern weil es dafür viele andere, gute Grunde gibt, zum Beispiel:

  • weil ich sie gern habe
  • weil sie sich um mich gekümmert haben, als ich klein war
  • weil sie nett zu mir sind
  • weil es auch mir gut tut, wenn ich nett/ freundlich zu ihnen bin
  • weil ich ihnen gegenüber fair bin, wie auch zu den anderen Menschen und Lebewesen fair bin…

Jetzt kommt ein sinvolles Gebot:

  • Du sollst nicht morden.

Natürlich soll man niemanden töten. Auch das kann man wissen, ohne dass es ein Gott einem gesagt hat.

Außerdem gelten die Gebote in der Bibel nur für die Menschen, die an diesen Gott glauben. Die dürfen sich untereinander nicht töten. Menschen, die nicht an Gott glauben oder die an einen anderen Gott glauben, müssen sogar getötet werden, das steht jedenfalls in der Bibel.

  • Du sollst nicht die Ehe brechen.

In der Bibel steht, dass Menschen, die die Ehe brechen, so lange mit Steinen beworfen werden sollen, bis sie sterben. In der wirklichen Welt von heute gibt es keine Strafe mehr, wenn jemand mit einer anderen Frau oder einem anderen Mann schläft.

  • Du sollst nicht stehlen.

Das sollst du nicht und dieses Gebot gilt bis heute. Aber nicht, weil ein Gott das angeblich gesagt hat, sondern weil es unfair ist, etwas zu stehlen.

  • Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten  aussagen.

Auch das stimmt in den meisten Fällen auch heute noch. Ganz selten kann es aber auch vorkommen, dass man trotzdem lügen muss. Aber nur in ganz seltenen Fällen, die zum Glück fast nie vorkommen.

  • Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört.

Auch daran sieht man, dass die Menschen damals noch viel weniger wussten als wir heute. Die Frau zählte damals soviel wie die „Sklaven“, wie die Tiere oder wie Dinge.

„Nach etwas verlangen“ bedeutet: „sich vorstellen, es zu haben“. Es heißt nicht, dass man sich es auch nimmt. „Die Gedanken sind frei“, das weiß heute jedes Kind. Jeder darf sich denken, was er möchte. Auch wenn es etwas ist, das nicht in Ordnung wäre, wenn er es wirklich machen würde.

Wir haben heute bessere Verhaltensregeln und Gesetze als die 10 Gebote

An diesen Beispielen siehst du, dass die meisten der 10 Gebote für uns heute keine Bedeutung mehr haben.

Für heute brauchen wir ein Gebot, das für alle Menschen gilt. Auch für Menschen, die an einen anderen Gott oder an keinen Gott mehr glauben. Ein solches Gebot gibt es:

Tue was du willst, ohne dabei unfair zu anderen oder zu deiner Umwelt zu sein!

Das klingt erstmal sehr einfach und das ist es auch.

Die Regeln für das Zusammenleben in unserem Land sind im Grundgesetz aufgeschrieben. Dieses Gesetz gilt für alle Menschen, die hier leben, egal, an welchen Gott sie glauben oder ob sie nicht an Gott glauben.

Die meisten Länder auf der Erde halten sich an die Menschenrechte. Das sind die Rechte, die jeder Mensch auf der Erde haben soll, egal wo er wohnt, woran er glaubt und egal, ob er Mann oder Frau ist.